
Anschaffung und Haltung von Zwergkaninchen
Überlegungen vor der Anschaffung von Kaninchen
Die nachfolgenden Informationen sollen helfen, alle möglichen Faktoren zu berücksichtigen, um selbst ungefähr abschätzen zu können, was es bedeutet, Kaninchen als Haustiere zu halten und wie viel Platz, Zeit und Geld sie in etwa benötigen werden:
Anmerkung: Die nachfolgenden Fotos stammen von unserem ersten Teddyzwergkaninchenpaar Lilala und Origami, sowie von unseren ersten beiden Würfen, die bei uns in der Wohnung in einem eigenen "Kaninchenzimmer" aufgewachsen sind. Wir haben daher sowohl mit Innenhaltung (in der Wohnung) als auch später mit Außenhaltung (im Garten) Erfahrung gesammelt. Es hat beides Vor- und Nachteile.
Für wen eignen sich Kaninchen als Haustiere?
Kaninchen eignen sich als Haustiere für Menschen, die gerne Tiere pflegen und versorgen, denen es Spaß macht, sie zu beobachten und die tierische Gesellschaft einfach genießen. Kaninchen sind sehr soziale, neugierige und bewegungsfreudige Tiere und einige kleine Rassen, wie beispielsweise unsere Teddyzwerge und Löwenköpfchen, sehen auch im Erwachsenenalter immer noch total niedlich aus. Deshalb versetzt es viele Menschen in Entzücken, ihnen beim Luftsprünge machen, Fressen, Putzen, Rasten oder Kuscheln mit einem Artgenossen zuzusehen.
Für kleine Kinder sind Kaninchen nur bedingt geeignet, denn diese wollen die "Fellflauschies" in erster Linie halten und knuddeln. Dabei müssen sie erst lernen, die Geduld aufzubringen, die es braucht um das Vertrauen eines solchen Tieres zu gewinnen. Dazu gehört auch, das Wesen und die Bedürfnisse der kleinen Wackelnasen kennenzulernen und sein Verhalten entsprechend anzupassen. Außerdem muss auch die Verantwortung für die Versorgung der Tiere natürlich immer bei einem Erwachsenen liegen.

Kaninchen können sehr zutraulich werden und lassen sich gerne mit Leckerlis locken. Dadurch ist es auch möglich, einem Kaninchen den einen oder anderen kleinen Trick beizubringen, wie beispielsweise auf Kommando Männchen zu machen oder über ein Hindernis zu springen.
Trotzdem darf man nicht vergessen, dass Kaninchen als Flucht- und Beutetiere immer vorsichtig und wachsam sind. In freier Wildbahn wäre es fatal, würde das Kaninchen nicht mit allen Sinnen immer auch seine Umgebung wahrnehmen, egal womit es gerade beschäftigt ist.
Mit Kaninchen zu leben, die uneingeschränkt und in Freiheit Wohnung und Garten mitbenützen dürfen, ist daher ein Traum, der sich nur schwer realisieren lässt. Will man seine Kaninchen nämlich nicht der Bedrohung durch andere Tiere aussetzen, kann man sie im Freien leider kaum unbeaufsichtigt so frei herumlaufen lassen, wie beispielsweise eine Katze. Auch in den eigenen 4 Wänden ist unbeaufsichtigter Auslauf nur bedingt möglich und setzt eine "kaninchensicher" gemachte Wohnung (Stichwort "Stromkabel") voraus. Außerdem sollten die Kaninchen dann natürlich einigermaßen stubenrein sein.
Und wenn die "Aufsichtsperson" einmal keine Zeit hat, werden die Kaninchen dann einfach in einen Stall oder Käfig gesperrt? – Nein, natürlich nicht!
Kaninchen brauchen Platz!
Um ihrem Bedürfnis nach Sozialkontakten mit Artgenossen gerecht zu werden, sollten Kaninchen mindestens zu zweit sein und sie sollten Platz haben, ihren großen Bewegungsdrang auszuleben. Das bedeutet, eine Einzelhaltung, sowie eine reine Stall- oder Käfighaltung wäre nicht artgerecht!
Da die ultimative Freiheit aber auch viele Nachteile hat, ist die optimale Haltungsform für Kaninchen ein gesicherter, abgegrenzter Bereich im Garten oder in der Wohnung mit einem geschützten Unterschlupf (Stall, Schlafhäuschen, …). Dieses Garten- oder Wohnungsgehege sollte lt. Tierschutzgesetz für 2 Kaninchen mindestens 4 Quadratmeter (2 Quadratmeter pro Kaninchen) groß sein. Im Außenbereich sollte es auf jeden Fall aus- und einbruchsicher, d.h. allseitig geschlossen sein.

Bei Wohnungshaltung kann das „Kaninchenreich“ ein eigener abgetrennter Bereich, ein eigenes Zimmer oder auch der Balkon sein. Da Holz- oder Teppichböden „leiden“ oder sogar dauerhaft Schaden nehmen können, wenn sie von Kaninchen benützt werden, empfiehlt es sich in diesem Fall, einen PVC-Boden darüber zu legen und darauf waschbare Fleckerlteppiche (mit Rutschsicherung) zu verteilen.
Zeit auf Lebenszeit?

Süße, kleine Babys sind Kaninchen nur sehr kurze Zeit, nach Abgabe vielleicht noch ein Monat, danach sind es jahrelang erwachsene Kaninchen.
Bei optimalen Haltungsbedingungen können Kaninchen übrigens sogar 10 Jahre alt werden. Unsere Teddys und Löwenköpfchen bleiben zwar sehr klein (unter 1 1/2 kg Gewicht) und sehen mit ihren wuscheligen Haaren auch als erwachsene Tiere immer noch total süß aus, trotzdem muß sich jeder zukünftige Kaninchenhalter überlegen, ob er für diese Tiere so lange die Verantwortung übernehmen will und kann.
Für jedes Haustier braucht man Zeit und bei Kaninchen wird der Aufwand für Pflege und Versorgung oft unterschätzt.
Ein Kaninchen, das mit einem Artgenossen lebt, vermisst die menschliche Gesellschaft zwar nicht so sehr wie beispielsweise ein Hund, da es keine so enge Bindung mit einer Bezugsperson eingeht, aber alleine die tägliche Fütterung, die wöchentliche Fellpflege bei Langhaarkaninchen und das regelmäßige Saubermachen von Käfig oder Stall und Gehege brauchen Zeit.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit Kaninchen dann am wenigsten Arbeit hat, wenn sie draußen in einem (isolierten) Stall mit jederzeit frei zugänglichem Gehege wohnen. Meine im Garten lebenden Kaninchen verschmutzen ihren Stall nämlich überhaupt nicht und im Gehege brauche ich auch nur ab und zu mal die „Cloecke“ zu reinigen, dann verteile ich dort wieder frischen Rindenmulch, fertig.
Dennoch, wer sich Kaninchen anschaffen möchte in dem Glauben, für diese Tiere nur wenig Zeit aufwenden zu müssen, hat sich noch nicht ausreichend über die langohrigen Wackelnasen informiert. So anspruchslos wie diese Tiere früher oft dargestellt wurden, sind sie in Wirklichkeit nämlich nicht, wenn man ihnen ein artgerechtes Leben ermöglichen möchte.
Wie viele Mäuse für 2 Kaninchen?
Die Haltung eines Haustieres ist erstens mit Anschaffungskosten und zweitens natürlich immer auch mit laufenden Kosten verbunden, das sollte man sich bewusst machen.
Auch für Kaninchen gilt: Futter, Einstreu, Tierarztbesuche, alles kostet Geld!
Zwar sind bei Kaninchen die Anschaffungskosten für die Tiere selbst in der Regel nicht sehr hoch, dafür muss aber für die artgerechte Erstausstattung mit einigen finanziellen Auslagen gerechnet werden. Außerdem darf bei Paarhaltung nicht auf die Kastrationskosten des Männchens vergessen werden. Auch bei der Haltung von 2 Rammlern, was grundsätzlich eine gute Kombination ist, müssen auf jeden Fall beide Tiere kastriert werden.

Wie viel die Errichtung und Ausstattung des Kaninchenreiches letztendlich im Detail kostet, hängt von der Ausführung ab. Für den Außenbereich muss ein Gehege allseitig, also auch von oben und unten, gut gesichert werden. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten, wie z.B. Drahtgitter unter dem Rasen verlegen, Steinplatten, usw. Der Stall muss wetterfest und für den Winter auch isoliert sein. Der Aufwand und die damit verbundenen Kosten, Kaninchen draußen sicher und artgerecht unterzubringen ist sicher höher als in der Wohnung einen eigenen Bereich abzugrenzen. Für den Innenbereich kann man auch ganz einfach aus alten Kartonschachteln interessante Einrichtungsgegenstände für Kaninchen zaubern.
Wenn man Heu und Stroh von einem Bauern organisieren kann, zahlt man dafür sicher weniger als in einem Geschäft dafür verlangt wird. Unsere Kaninchen bekommen in der warmen Jahreszeit täglich frisches Grünfutter ("Wiese") zu fressen. Auch verschiedene Zweige von Obstbäumen, Buche, Haselnuss oder Himbeersträuchern stehen dann auf dem Speiseplan. Damit haben wir im Sommer praktisch keine Futterkosten. Kaninchen freuen sich außerdem über Obst- und Gemüseabfälle aus der Küche.
Kaninchen und stubenrein?

Ja, es gibt sie tatsächlich, die hoppelnden Mitbewohner, die selbst bei Freilauf wieder in ihren Käfig zurückkehren, wenn die Blase drückt und die weitgehend darauf verzichten, Kotkügelchen in der menschlichen Behausung zu verteilen.
Wie wir Menschen können nämlich auch Kaninchen ihren Harn- und Kotabsatz kontrollieren und viele Hoppel suchen bevorzugt für das große oder kleine "Geschäft" immer dasselbe "stille Örtchen" bzw. Eckchen auf. Kaninchen können also stubenrein werden.
Theoretisch.
Praktisch müssen dabei jedoch einige Vorraussetzungen erfüllt sein.
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Heu sollte von der Kaninchentoilette aus erreichbar sein:
Bei Kaninchen wird die Nahrung im Darm nur weiter transportiert, wenn ständig wieder Futter aufgenommen wird. Daher sind sie darauf angewiesen, immer wieder über den Tag verteilt zu fressen. Sie setzen ihren Kot auch bevorzugt dort ab, wo sie ihr ballaststoffreiches Grünfutter oder die getrocknete Variante, das Heu, vorfinden.
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Kaninchen - zumindest die Rammler - sollten bei Innenhaltung kastriert sein:
Kot und Harn abzusetzten kann bei Kaninchen, wie bei vielen anderen Säugetieren, außer dem normalen Ausscheidungsvorgang noch eine zusätzliche Funktion haben. In vielen Fällen dient es außerdem als Kommunikationsmittel mit Artgenossen. Die "Duftmarken" signalisieren anderen Kaninchen unter anderem Revieransprüche, Gesundheits- und Gemütszustand, Geschlecht, sexuelle Bereitschaft, usw. Klar, dass ein potenter Rammler die Damenwelt mit allen möglichen Mitteln auf sich aufmerksam machen und mögliche Rivalen abschrecken möchte. Umgekehrt wird eine hitzige Häsin zumindest in diesem Zustand buchstäblich auf ihre Stubenreinheit sch.....
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Keine Kaninchengruppe, sondern nur ein Paar halten:
Je mehr Kaninchen zusammen leben, desto unwahrscheinlicher wird es, dass sie stubenrein werden. Sie müssen sich schließlich mit allen Mitteln (siehe vorherigen Punkt) in der Gruppe behaupten. Bei einem Paar, das sich gut versteht (Rammler natürlich kastriert) ist das meist nicht notwendig.
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Es gibt keine Garantie:
Ob ein Kaninchen stubenrein wird oder nicht hängt auch ein wenig von seinem Charakter und seinen persönlichen Vorlieben ab. Ich hatte Häsinnen, die sehr verlässlich die Kaninchentoilette benützt haben und eine andere, die Kot und Urin verteilt haben, wo es nur geht. Meine (kastrierten) Rammler waren diesbezüglich genauso unterschiedlich.